Der Aufschwung des Chores

Dieser Eifer und dieser Einsatz, den die Gründer des Chores zeigten, wurde auch recht bald belohnt, denn in der Folgezeit verbesserte sich ihr Können „zuhörends“, und die Gruppe erlebte einen regelrechten Aufschwung. So wurde auch bald der Chor sehr beliebt und nahm an Größe zu. Unter diesen Neulingen befand sich auch Karl Hahl. Er übte von Anfang an sehr fleißig und zeigte eine ausgeprägte Begabung beim Spielen. Er lernte in kürzester Zeit unter der Anleitung von Jakob Mayer und Fritz Winter zu spielen und „überflügelte“ bald die anderen Chorbläser mit Leichtigkeit. Dank dieses „Meisters seines Instrumentes“ blühte der Posaunenchor nun vollends auf. Nun war es bei weitem nicht mehr so schwierig, Stücke für den Gottesdienst zu üben, denn Karl führte gut und zog die anderen mit. Bald spielte der Posaunenchor an den verschiedensten kirchlichen Anlässen, bei denen die jungen Bläser zur Begleitung und Unterstützung mitwirken konnten. Es wurde beispielsweise bis zum zweiten Weltkrieg zum Brauch, daß der Posaunenchor bei jeder Beerdigung auf dem Friedhof zum letzten Geleit spielte.

Die stetig wachsende Größe des Chores und wohl auch die zunehmende Fähigkeit der Bläser, laut zu spielen, zwang die jungen Menschen bald, sich einen anderen Übungsort zu suchen, denn bisher übte man ja immer noch bei Lehrer Nonnenmacher in der Wohnstube! Also wurden die Übungsstunden ins Haus Schmied-Mayer verlegt, wo sie uneingeschränkt üben konnten. Nach kurzer Zeit jedoch wurde dem Chor einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn im Jahre 1904 brannte ihr „Übungslokal“ bis auf die Grundmauern ab. Also machten sie sich erneut auf die Suche, in Münchingen einen geeigneten Raum für den Posaunenchor zu finden. Also behalf man sich unterdessen mit Übergangslösungen und probte unter anderem einige Zeit bei Friedrich Winter und Otto Hönes, bis man einen geeigneten Probeort gefunden hatte. Doch schon bald erkannten sie, daß Gott mit ihnen immer wieder wunderbare Wege geht, denn von Familie Schmalzridt wurde ihnen angeboten, sie könnten auch im „Schnecken“ des Schlosses proben, allerdings müßten sie den Raum zuerst etwas herrichten. Doch für die tatkräftigen jungen Leute stellte dies in keinster Weise ein Problem dar und so richteten sie sich den großen Raum im Schloß sehr gemütlich ein und übten dort regelmäßig bis zum Jahr 1926.

In dieser Zeit ergab sich das Problem, daß der Chor eigentlich keinen richtigen Dirigenten hatte. Da nun auch spezielle Posaunenchorliteratur von Johannes Kuhlo herausgegeben wurde, die teilweise ohne Dirigenten fast nicht spielbar war, mußte man nach einem Dirigenten suchen. Zur Freude der Bläser erklärte sich Fritz Winter, der zuvor ja auch schon die Jungbläserausbildung machte, bereit, dem Chor als Dirigent vorzustehen und war von 1920 bis 1923 in diesem Amt tätig. Ab 1923 gab er den Dirigentenstab an Oberlehrer Fischer, den Nachfolger von Lehrer Nonnenmacher, weiter.