Gründung

Das Bundesfest der Jungmännerbünde 1896 in Stuttgart, zu dem viele junge Menschen aus ganz Württemberg zusammengekommen waren, um ermutigende und glaubensstärkende Ansprachen zu hören, gab einigen jungen Männern in Münchingen den Anlaß, auch hier am Ort einen solchen Bund zu gründen. So wurde im Jahre 1897 unter der Leitung von Oberlehrer Nonnenmacher der Evangelische Jünglingsverein Münchingen gegründet. Jeden Sonntag trafen sich diese, um gemeinsam Lieder zu singen, Spiele zu machen und auch Gedichte vorzutragen. Was jedoch dabei im Mittelpunkt stand, war ein Text aus der Bibel, über den sie sich zusammen mit Lehrer Nonnenmacher Gedanken machten. Schnell gewann der neu gegründete Bund an Attraktivität, und es kamen immer mehr Freunde zu diesen sonntäglichen Treffen und interessierten sich am Wort Gottes.

Im Sommer des nächsten Jahres wurden die Münchinger Jünglinge eingeladen. Der etwas ältere Jünglingsverein Ditzingen feierte ein Vereinsfest und lud dazu alle benachbarten Vereine ein, um mit ihnen zu feiern. Also machten sich die Jungen auf und gingen an diesem Sonntag Nachmittag zu Fuß von Münchingen nach Ditzingen, und erlebten dort einen entscheidenden Anstoß für ihr Leben. Was sie auch schon in Stuttgart beeindruckt hatte, begeisterte sie nun bei diesem Fest um so mehr: das Spiel der Posaunenbläser, die sie beim Singen begleiteten und mit denen sie zusammen das Lob Gottes viel kräftiger und schöner ausdrücken konnten.

Auf ihrem Heimweg konnten sie nur noch über die neuen Eindrücke schwärmen. Welch großartige neue Möglichkeit bot sich ihnen hier, ihrem Glauben eine neue Ausdrucksweise zu verleihen, mit diesen gewaltigen und doch unaussprechlich schönen Klängen. Klänge, die jede Tür und Mauer durchdringen konnten, so daß jeder davon erfaßt werden konnte. So war der Verkündigung und Verbreitung des Evangeliums, das ihnen am Herzen lag, eine neue und vielversprechende Möglichkeit gegeben.

Die Gründung

Natürlich berichteten die Jungen daheim von ihren eindrücklichen Erlebnissen in Ditzingen und von ihrer Absicht, auch in Münchingen einen Posaunenchor ins Leben zu rufen. Was natürlich leichter gesagt war als getan; denn wer sollte die teuren Instrumente bezahlen, die sie zu allererst anschaffen mußten, und wer sollte ihnen überhaupt das Spielen beibringen? Sie ließen sich jedoch bei all diesen Bedenken nicht von ihrem Vorhaben abbringen und schwärmten am nächsten Sonntag bei Lehrer Nonnenmacher von ihrem Erlebten. Dieser freundete sich recht bald mit der Idee an, einen Posaunenchor zu gründen und zeigte sich zur Freude der Jungen auch bereit, die Leitung der Gruppe zu übernehmen. Was den jungen Leuten jedoch die größte Freude bereitete war, als ihnen ihr zukünftiger Leiter versprach, sie darüber hinaus auch noch finanziell zu unterstützen! Er war bereit, ihnen ein Darlehen von 100 Goldmark zu geben, wenn die restliche Finanzierung der Instrumente durch die Mitglieder des Kreises übernommen wurde. Diesem guten Beispiel folgten daraufhin noch einige Verwandte und Freunde, und auch am Ort wurden weitere Spenden gesammelt. So konnte man noch im selben Jahr 1898 mit 215 Goldmark in der Tasche nach Ludwigsburg fahren, um dort für den neu gegründeten Posaunenchor sechs Instrumente zu kaufen.